Beschreibung: Ich biete nur rohes, kaltgepresstes, unbehandeltes Leinöl an. Es ist von der Firma Leinölpro. Das dringt am besten ins Holz ein und braucht nicht verdünnt werden. Es dringt deshalb so gut ein, weil die Leinölmolekühle ca. 50 x kleiner sind als die Molekühle künstlicher Harze und ca. 10 x kleiner als die kleinsten Holzzellen. Alle anderen Leinöle, wie gekochtes Leinöl, Standöl oder Leinölfirnis dringen weniger gut ein und können schnell zu einem zu dicken Auftrag führen, was dann zu einer klebrigen oder runzeligen Oberfläche führen kann.
Man ist mit so einem rohen Leinöl für Holz immer auf der sicheren Seite. Das Leinöl, welches man als Lebensmittel verwendet, kann man auch zum Ölen von Holz verwenden, aber es hat noch Schleimstoffe und andere Bestandteile, die zwar für die Ernährung gut sind, sich aber nachteilig auf den Trocknungsprozess auswirken können.
Gekochtes Leinöl wurde auf 130-180 Grad erhitzt, über 5-6 Stunden mit Sauerstoff „geblasen“ und auch mit Sikkativen versetzt, es ist sozusagen voroxidiert. Dann trocknet es schneller. Da es jetzt nicht mehr so gut eindringt wie rohes Leinöl, müssten wir es mit einem Lösemittel versehen, wie Terpentinöl oder Terpentinersatz. Bei einem Gemisch von 1:1 spricht man dann von einem Halböl. Manche erwärmen so ein gekochtes Leinöl auch, damit es besser eindringt. Aber all diese gesundheitlich nicht unbedenklichen Stoffe wollen wir nicht. Wie nehmen uns lieber die Zeit.
Wir streichen in der Regel ein Möbelteil 3x mit Leinöl, wobei wir nach jedem Auftrag eine Woche Trockenzeit vergehen lassen.
Dann sind wir auf der sicheren Seite. Die Trocknungszeit ist abhängig von der Sauerstoffzufuhr im Raum (Fenster offen ist nicht schlecht), der Temperatur, der Luftfeuchtigkeit und auch der Sonneneinstrahlung. In einem kalten, dunklen ,abgeschloissenen Keller kann das nichts werden.
Wir müssen beim rohen Leinöl einfach nur etwas länger warten, bis es trocken oder besser gesagt oxidiert ist.
Zum Ölen von Holz kann man auch andere Öle benutzen. Ob sie jedoch irgendwann mal trocknen hängt von ihrem Gehalt an einfach- und mehrfach ungesättigten Fettsäuren ab. Wenn Leinöl 71% ungesättigte Fettsäuren hat und Olivenöl nur 9% kann man sich vorstellen, das es mit der Trocknung bei Olivenöl schwierig wird. Am besten eignen sich Leinöl, Walnussöl und Mohnöl. Leinöl ist hier am günstigsten. Tungöl(Holzöl) zählt auch zu den trocknenden Ölen. Ich lasse es hier erst mal weg, weil es gesundheitlich nicht unbedenklich ist. Als letzen Anstrich über Leinöl oder als 10-20% Mischung zum Leinöl kann es die Oberfläche besonders gut vor schwarzen Ränder, die durch das Aufstellen von Metallgegenständen entstehen können, verhindern. Dazu habe ich ein Video veröffentlicht:
https://www.youtube.com/watch?v=ArHYi0WhXko
Rohes Leinöl ist natürlich gesundheitlich völlig unbedenklich.
Rohes Leinöl ist, wenn verschlossen und dunkel aufbewahrt, auch sehr lange haltbar. Eines mit Sikkativen (Trockenstoffen) bildet schnell eine Haut, dickt ein und ist dann nach einiger Zeit unbrauchbar (habe ich selber bei Hartöl erlebt). Aber nicht nur deshalb benutzen wir schon länger kein Hartöl mehr. Die Inhaltsstoffe sind uns nicht geheuer. Wir sehen darin keinen Grund, ausser, das es schneller trocknet. Ja, Hartöl bringt im Gegensatz zum rohen Leinöl eine glänzende Oberfläche. Aber, wenn ich diese habe möchte, kann ich auf die trockenen Leinölschichten noch Schellack aufstreichen. Das ist dann keine Schellackpolitur, sondern dient nur dazu, Glanz zu erzeugen. Und zwar genau soviel Glanz, wie ich haben möchte. Je mehr Schichten Schellack ich aufstreiche, mit jeweils einem Tag Trockenzeit, umso mehr Glanz. Und das alles, ohne diesen ganzen Chemiekram. Das zeige ich auch in einem Video:
https://www.youtube.com/watch?v=cJiGu34rK9Q
Den einzigen Vorteil, den Hartöl unserer Meinung hat, ist, das es etwas heller aussieht auf den meisten Holzoberflächen. Aber Probeflächen sollte man ohnehin immer anlegen, um zu sehen, ob die Oberfläche einem gefällt. Je nach Holzsorte kann es einem schon mal gelbstichig vorkommen, oder, gerade bei Eiche, zu dunkel.
Es gibt Firmen, die durch die Zugabe von Pigmente (z.B. Titandioxid) das Leinöl heller erscheinen lassen. Es ist dann fast wie eine Lasur. Das sollte man sich aber wirklich gut ansehen, ob einem das auf Dauer gefällt. Ich empfinde es ehr als ein Verschleiern der Oberfläche. Man erkennt nicht mehr, ob es echtes Holz ist oder nur eine Holzimitation.
Bei der Qualität von Hartölen ist unbedingt auf die Inhaltsstoffe zu achten:
Ich habe mir mal das Universal Hartöl (BIOFA) angesehen, das Scherheitsdatenblatt sagt über die Inhaltsstoffe:
Aliphatische Kohlenwasserstoffe, Ricinenöl, Citrusschalenöl, Safloröl.
Kolophoniumharz, Kieselsäure, Mikrowachs, Quellton, Cobalt-, Zirkonium- Zink und Mangan-Octoat-Trockner.
Im Sicherheitsdatenblatt steht dann unter gefährliche Inhaltsstoffe:
Naphta( Erdöl), mit Wasserstoff behandelt, schwer
Gewichtsanteil: größer oder gleich 55 % bis unter 60%
Ich bin regelrecht schockiert, kein Leinöl, kein Holzöl (Tungöl),
stattdessen über die Hälfte aliphatische Kohlenwasserstoffe. Und das wird angepriesen als hochwertiges Hartöl aus natürlichen Rohstoffen.
Ich kann es nicht glauben. Zum Sondermüll.
Inhalt des Hartöls z.B. von Auro:
Balsamterpentinöl, Orangenöl, Holzöl, Leinöl, Kolophonium-Glycerinester mit organ. Säuren, Sonnenblumenöl, Rizinenöl, Fettsäuren, Trockenstoffe (kobaltfrei)
Rohes Leinöl ist aufgetragen immer matt.
Wir tragen Leinöl auf Flächen auf, die mit Wasser in Kontakt kommen, wie Küchenschränke, Stühle und Tische. Mit Wachs behandelte Möbel bekämen da Wasserflecke. Bei den geölten passiert das nicht.
Im Aussenbereich bei Fenstern macht es Sinn, nach dem ersten Grundieranstrich mit rohem Leinöl die weiteren Anstrichen mit gekochten Leinölen oder Standölen weiterarbeiten. Hier ist es ja auch meist Leinölfarbe, wegen der besseren Witterungsbeständigkeit. Das Holz eines Fenster ist wesentlich weniger mit Feuchtigkeit belastet als z.B. eine Terasse. Bei solchen komplett der Witterung ausgesetzten Holzteile bringt ein Auftrag von irgendwelchen Ölen oder Lacken
keinen Vorteil des Schutzes, da alles in Laufe der Zeit wieder ausgewaschen wird. Evt. eingesetzte Fungizide belasten dabei auch noch unsere Umwelt. Es ist ehr so, das jeglicher Auftrag die Austrocknung ehr behindert. Wir müssen uns einfach mit der Tatsache abfinden, das Holz der Vergänglichkeit unterworfen ist. Er ist ein organischer Stoff, der ohne konstruktivem Holzschutz vergraut und schließlich das zeitliche segnet. Ein Auftrag von unschädlichem Öl ist da einzig etwas für Auge. Der muss aber immer wiederholt werden.
Das Leinöl immer nur auf Holz auftragen, welches roh ist oder bereits mit Leinöl gestrichen wurde. Evt. muss man das Holz vorher erst Abbeizen oder Laugen. Öl und Wachs zu kombinieren zu Hartwachsöl oder was auch immer die Firmen hier zur Verkaufsförderung geschaffen haben, ist meiner Meinung nach absolut widersprüchlich. Ein Chemiekocktail mit oft unbekannten Eigenschaften für die Zukunft (Klebrige Flächen, Schimmel in kühlen Räumen, fleckige Flächen bei Überarbeitungen) wird uns da verkauft.
Nehmen Sie nur reines Bienenwachs für Möbel (Kleiderschränke, Kommoden), rohes Leinöl für Tische und Stühle mit Wasserkontakt und für hochwertige antike Möbel Schellack für die Schellackpolitur.
Damit haben wir seit Jahrzehnten die besten Erfahrungen. Und genau diese Mittel können Sie auch bei uns erwerben.
Extra Grundieröl kann man auch vergessen. Das ist auch wieder so ein Öl, was nur der Verkaufsförderung dient. Ein Grundieröl sollte dazu dienen, die Holzmaserung anzufeuern, was besonders bei ausgeblichenen Hölzern erwünscht ist. Meine Tests ergaben, das hier nur das rohe Leinöl wirklich funktioniert.
Lappen und Tücher, mit denen man überschüssiges Leinöl von der Fläche abgenommen hat, sollte man auf einer Leine luftig trocknen lassen, in einem Behälter sicher aufbewahren, bis er trocken ist, oder verbrennen. Wenn in so einem Lappen ein Hitzestau entsteht (bei der Reaktion von Leinöl mit Sauerstoff entsteht Wärme), kann es unter besonderen Umstände zu einer Selbstentzündung kommen. Nach dem Auftrag von Leinöl vernetzen sich, abhängig von der Sauerstoffzufuhr, Licht, Temperatur und Luftfeuchtigkeit, die Molekühle zu einer polymeren Schicht, das sogenannte Linoxyn. Deshalb sollte man auch nie Schränke von innen mit Öl einstreichen. Es fehlt die Sauerstoffzufuhr zum Trocknen. Dazu nimmt man verdünnten Schellack.
Der Artikel hier fasst alle meine Erfahrungen der letzten Jahre zusammen. Bei weiteren Erkenntnissen oder Erfahrungen wird er aktualisiert. Wenn Sie etwas dazu beitragen möchten, gerne eine Email an mich: info@antik-greef.de
Stand dieses Artikels: 22.3.2022
Leinöl kann innerhalb einer Zusammenstellung von Restaurierungsmaterial bei uns erworben werden. der von uns angebotene 1/2 Liter Leinöl sollte ausreichen, um einen Schrank oder 4 Stühle 3x mit Leinöl zu benetzen.(bitte Mindestbestellwert beachten).
Die Emailadresse für Bestellungen und die aktuelle Preisliste aller Materialien finden Sie hier:
https://www.antik-greef.de/index.php?site=verkauf&item=569.
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